Loferlmacherei

Loferlmacherei: ein Stück Tracht für bayrische Wadln

Von am 16. Juni 2014 3 144 Views

Weil wir auch öfter einen Blick über die Grenzen Österreichs wagen, sind wir auf die Loferlmacherin Barbara Lindner gestoßen.

Gestrickt hat sie immer schon gerne und sich teilweise in ihrer Jugend Geld dazu verdient. Das mit den Loferl kam dann Stück für Stück…

Die Loferl der Loferlmacherei

LoferlmachereiDas erste Paar Loferl hat Barbara Lindner für ihren Mann gestrickt. Offenbar war dieses schon so augenfällig, dass kurz danach die erste Anfrage kam.

Seither sammelt sie mehr und mehr Muster, probiert aus und hat mittlerweile ein volles Auftragsbuch mit einer Wartezeit von mehr als 6 Monaten. Die Aufträge sind so vielfach, dass auch schon zwei Damen für die Loferlmacherei stricken und die Chefin selbst „nur“ noch bestickt.

Trotz der vielen Aufträge hat uns Frau Lindner ein Interview gegeben.

In welchen Gegenden sind Loferl bei Ihnen üblich bzw. Teil der Tracht?

Ich kenne mich hier nur im Chiemgau etwas genauer aus, jedoch sind in Bayern beinahe überall Loferl anzutreffen. In der Gegend um Garmisch/Partenkirchen heißen sie dann nicht mehr Loferl sondern „Pfosen“. Bestellungen habe ich sehr viele aus Bayern, Österreich, Italien und den USA, wo es richtige Gauverbände gibt. Natürlich gibt es heute auch den modernen Lederhosenträger, der sich ganz spezielle Farbkombinationen wünscht, meist basierend auf einem meiner Grundmodelle.

Gibt es spezielle Muster bei den Loferl, die für bestimmte Gegenden typisch sind?

Für die Gegend hier habe ich eine ganze Mustersammlung für Loferl, meistens ist jedoch ein „Blattmuster“ darin enthalten. Die Gauverbände sind immer ein Zusammenschluss mehrerer Trachtenvereine. Die Muster der Loferl, Loiferl oder Stutzerl sind von Verein zu Verein unterschiedlich.

Wie sehen typische Loferl aus?

Bei den „echten“ Loferl vom Trachtenverein variiert die Länge von ca. 13 bis 20 cm. Das wird aber vom Verein vorgegeben und zählt z.B. beim Preisplattln zu den Punkten dazu, alle Plattler eine Gruppe sollten exakt die gleichen Loferl tragen.
Aus früheren Zeiten ist überliefert, dass die Loferl eigentlich auf eine „Not“ zurückgehen. Schuhe waren Mangelware und die Waden durch die Loferl warm. Sie wurden früher viel länger getragen wie heute üblich und meine „historischen“ Loferl werden sehr viel bestellt.
Der Grundschnitt ist eigentlich immer derselbe: wie abgeschnittene Kniestrümpfe. Für mich gehört ein Umschlag bei den kürzeren eigentlich dazu, wobei sie z.B. in der Gegend um den Köngissee ohne Umschlag, dafür aber mit einer Quaste getragen werden. Die Sockerl sollten kaum aus dem Haferlschuh herausschaun, leider ist dies bei den maschinengestrickten Modellen der Fall, sie erinnern eher an  Tennissocken  – das geht gar nicht.
Bei den längeren Modellen ist meistens die Verzierung eine aufgenähte Häkelschnur oder es sind einfach „verlängerte“ Modelle. Die langen Modelle tragen die Herren eigentlich immer ohne Sockerl. In historischen Aufzeichnungen haben angeblich auch Frauen leichte Modelle unterm Dirndl an.

Sind handgestrickte Loferl die Typischen?

Ja, sie sollten handgestrickt, aber nicht „grob“ sein – auch solche werden angeboten. Typische Loferl zeichnen sich durch extrem dünne Wolle aus – meistens 4-fädige manchmal auch 6-fädige.
Viele Muster sehe ich auch auf Trachtenfesten, Trachtenmärkten und Gaufesten. Dort zücke ich immer die Kamera und versuche möglichst viele Wadln zu erwischen. Diese Muster stricke ich, wenn ich Zeit dafür finde, nach. Ein Kunde hat mir erst kürzlich so schöne Bilder geschickt, dass ich gleich ein Paar versucht habe – es ist bereits verkauft ;(
Viele alte Muster, auch aus alten Zeitungen der 70-er Jahre nenne ich mittlerweile mein Eigentum.

Wie lange brauchen Sie für ein Paar?

Für die Normallänge brauche ich ca. 30 bis 40 Stunden inklusive Stickarbeiten.

Welche Materialien verwenden Sie?

Ausschließlich Sockenwolle. Meistens Regia von Schachenmayr oder Jawoll von Lang Yarns. In manchen Gegenden hier im Chiemgau haben die Trachtenvereine extra Farben, die ausschließlich (auf Vorrat) für sie hergestellt wurden.

Gibt es Modetrends?

Bei mir schon. Im Moment sind die langen Varianten und außergewöhnliche Farben Trend. Tracht ist Mode und muss nicht immer genormt sein. Es ist auch Geschmackssache: bei manchen ist auf dem Hintern der Leinenhose ein Aufdruck wie bei einem alten Mehlsack und andere tragen so große Charivaris, dass sie fast vorne überkippen. All das ist mir zuviel, aber wenn jemand seine Loferl passend zum Samtgilet bestellt, finde ich das toll. Eigentlich habe ich sowohl traditionsbewusste als auch modebewußte Kunden.

Liebe Frau Lindner, vielen Dank für das Interview!

Wer Lust an den wunderschönen Loferl der Lofermacherei bekommen hat, kann hier stöbern und auch bestellen.

 

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